Schifahren im Winter [1998]

Dieser Text wurde auf einem 386er PC mit MSDOS irgendwas und einem MS-DOS Works geschrieben und mit Hilfe eines Nadeldruckers ausgedruckt. Es war irgendeine Hausaufgabe, so steht es zumindest als zentrierte Überschrift auf dem Blatt. Als Kopfzeile rechtsbündig steht: “ 1 03.02.1998 20:54″. Die „1“ deutet auf die Seitenzahl. Am Fuß des Textes steht „© Felix Herzog Klasse 8b“. Ich find den Text immer wieder so klasse, weil man den auch extrem „in übertragenem Sinne“ lesen kann und er eine kräftige motivatorische Aura besitzt, wie ich finde.

Schifahren im Winter

Bei schönem Wetter, wo viel Schnee liegt, geht man natürlich auch Schifahren. Ich bin gerade unterwegs…
Ich fahre mit viel Kraft in meinem Herzen los. Ich habe so viel Kraft, dass es nicht schneller gehen könnte. Den Berg hinauf fange ich schon an zu schnaufen, doch ich zeige noch keine Anzeichen der Erschöpfung. Die Sonne scheint, als wolle sie mir die Nase röten. Der Schnee reflektiert das Licht, ich werde geblendet.
Es geht immer noch bergauf. Ich schwitze. Der Schweiß steigt von meinem Nacken hinunter und kribbelt mir den Rücken. Ich muss mich kratzen. Plumps! Einen Moment nicht aufgepasst, und schon liege ich im Schnee. Als ich aufstehe, sagt ein kleiner Junge: „Mami, der sieht ja aus wie ein kleiner Schneemann mit roter Nase.“ Ich ignoriere das und fahre, ohne meine Erschöpftheit zu zeigen, weiter.
Als es dann bergab geht, kann ich mich erholen und neue Kraft auftanken. Der glatte, zum Teil auch leicht vereiste Schnee lässt meine Langlaufschi über dem Schnee schweben. Ich gehe leicht in Hocke, um schneller zu werden. Schneller, schneller, schneller; fast wäre es wieder passiert und ich läge wieder im Schnee.
So schön auch die Abfahrt gewesen sei, nun muss ich auch wieder hinauf. Die Sonne knallt immer noch an mein Gesicht. Der Schweiß krabbelt mich immer noch im Nacken. Ich sehe mir die Landschaft an: Alles weiß! Die Nadelbäume verstecken ihre spitzen Nadeln unter dem Schnee. Die Zweige der Bäume hängen hinunter, wegen des schweren Gewichtes des lastenden Schnees. Doch die Menschen in ihren bunten Schianzügen und Schischuhen beißen sich mit den öden Farben des Winters.
Ich kämpfe mit meiner stark nachlassenden Kraft. Noch ein paar stumme Aufschreie meiner lahmenden Arme.
Erschöpfung!
Ich bin wieder dort, wo ich mit starkem und kraftvollem Selbstbewusstsein angefangen habe und nun mit einem schwachen und ausgelaugten Körper aufhöre. Dem Punkt, wo es mir nicht schneller gehen konnte und ich mich nun nur noch wie eine Schnecke schleppend fortbewegen kann. Ich bin wieder am Ziel. Doch ich bin nicht zum letzten mal hier!

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